Aktionen von jungen Menschen gegen Gewinne ohne Gewissen – Bericht vom Aktionswochenende in Heilbronn im März 2020
In Südafrika forderten 2012 Arbeiter*innen einer Platin Mine bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Ihr Streik wurde brutal von der Polizei niedergeschlagen. 34 Menschen wurden erschossen. Hauptkunde des Minenbetreibers war damals BASF. Der deutsche Chemiekonzern verwendet das Platin um Katalysatoren für die Autoindustrie zu beschichten. Als wichtigster Abnehmer hätte BASF eine Verpflichtung gehabt die menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort zu skandalisieren und Veränderungen zu bewirken. Diese Verpflichtung ist in Deutschland jedoch nicht in einem Gesetz festgeschrieben, statt dessen plädiert die Bundesregierung auf die Freiwilligkeit der Unternehmen. Ein Gesetzt, das Menschenrechte und Umweltschutz in der Produktionskette nicht dem guten Willen von Unternehmen überlässt fordert nun ein starkes zivilgesellschaftliches Bündnis.
Vom 6. bis zum 7. März versammelten sich deshalb junge Menschen in Heilbronn um zu überlegen, wie sich die Forderung nach einem Lieferkettengesetz in die Welt und auf die Straße tragen lässt. Denn, wie in dem Vortrag von Uwe Kleinert (Werkstatt Ökonomie) klar wurde, ist jetzt der politische Moment dazu. Nach ausgiebigem inhaltlichen und methodischem Input startet wir Samstag Nachmittag damit uns aktiv zu überlegen, wie eine Umsetzung von Aktionen aussehen könnte. Während sich die eine Gruppe damit beschäftigte Vorlagen für Mails und Briefe an Schulen zu schreiben, beschäftige sich eine weitere damit, was ein gutes Aktionsbild ist und welche Ziele eine Aktion in der Öffentlichkeit verfolgen muss. Eine weitere Gruppe legte direkt los und machte auf die schlechten Arbeitsbedingungen in der Produktion von H&M aufmerksam. Input darüber, wie eine gute Aktion aussehen könnte gab es am Vormittag in Workshops zu AdBusting, Aktionen im öffentlichen Raum und zum Hand Print Konzept.
Allen gemeinsam war die Überzeugung, dass es für echte Veränderungen nicht nur auf individuelle Entscheidungen ankommen kann. Denn natürlich ist faire Schokolade besser als nicht-faire, aber warum ist die nicht-faire das Standartprodukt, während die faire Schokolade gekennzeichnet ist? Könnte es nicht anders herum sein? Diesen Gedanken formulierte Marie Heitfeld (Germanwatch), indem sie uns das Konzept des Hand Print vorstellte. Darin geht es nicht primär darum den individuellen Fußabdruck durch bewussten Konsum zu verkleinern, sonder darum Gestaltungsräume zu nutzen um die Strukturen, in denen individuelles Handeln statt findet zu verändern.
Auch die BUNDjugend beteiligte sich aktiv an dem Wochenende. Gemeinsam mit Aktiven haben wir angefangen unseren Aktionstag zu planen. Gemeinsam mit unseren Gruppen vor Ort wollen wir zeigen, dass Menschenrechte nur gemeinsam mit Umweltschutz gedacht werden kann. Deshalb wollen wir eine Aktion ausarbeiten, in der Menschen eine Lieferkette darstellen und die Produktionsbedingungen von Palmöl aufzeigen. Unser Ziel: den Menschen soll bewusst werden, dass ihr Unterstützung des Lieferkettengesetz solche Umstände verändern kann. Es soll eine Aktion werden, die mal nicht an das schlechte Gewissen appelliert, sonder an die Handlungsmacht von Menschen.
Denn die Entscheidung ob Menschenrechte und Umweltschutzstandards eingehalten werden ist keine, die der Freiwilligkeit von Unternehmen überlassen werden kann. Und auch keine, die sich auf das Individuum zwischen H&M und Weltladen abladen lässt.
Mehr Infos zu der Bundesweiten Initiative Lieferkettengesetz und zu dem oben genannten Beispiel findet ihr hier: https://lieferkettengesetz.de/fallbeispiel/tote-arbeiterinnen-in-der-marikana-mine/
Wenn ihr Lust habt Teil von unserem Aktionstag zu sein, dann meldet euch bei Valentine. Sie schickt euch dann weitere Infos und sobald es fertig ist das Aktionspaket: info@bundjugend-bw.de