BUNDjugend Baden-Württemberg  

Bericht JAK 2010 aus Freiburg

Von der allgemein häufig beklagten politisch desinteressierten Jugend mit der Null-Bock-Einstellung und „Alles scheißegal außer Party“ war meiner Meinung nach beim JAK 2010 in Freiburg keine Spur zu entdecken. Stattdessen beschäftigten „wir“ – insgesamt 185 junge Leute zwischen 14 und 27 – uns eine knappe Woche mit politischen und gesellschaftlichen Fragen, vertieften uns in ökologische Probleme, hinterfragten kritisch, was in unserer Welt gerade so vor sich geht. Angeregte Diskussionen, Erfahrungs- und Meinungsaustausch waren die Folgen von interessanten Workshops und spannenden Vorträgen. Ob es um Stuttgart 21, Castortransport oder Globale Ungerechtigkeit ging, um Energie oder Migration, es gab immer wieder Neues zu erfahren und interessante neue Einblicke zu gewinnen. Alle Workshops, die ich besucht habe, haben sich in irgendeiner Weise und doch ganz unterschiedlich für mich gelohnt. Mir wurde erst wirklich klar, was Globale Ungerechtigkeit bedeutet und mit welchen Problemen Einwanderer bei uns zu kämpfen haben, ich bekam konkrete Handlungsvorschläge zum Thema Energie in Bürgerhand und Castorblockade, während ich bei Stuttgart 21 mehr darauf spekulierte, mich mit anderen auszutauschen. Die Referenten zu den sehr breit gefächerten Themen waren gut gewählt, wussten viel und blieben oft sogar bis in die Mittagessens- oder Kaffeepause, um Fragen zu beantworten. Es gab viel zu oft mehrere interessante Workshops parallel und wenn es nach mir gegangen wäre, hätte der JAK mindestens doppelt so lang dauern müssen, um alle spannenden Themen abzuklappern. Zum Glück gab es aber immer mal wieder engagierte Leute, die ihre Workshops für die JAK-Klozeitung, spaßeshalber „Scheißblätter“ genannt, zusammenfassten und dort aushängten, sodass man des Öfteren etwas mehr Zeit auf dem Klo verbrachte als eigentlich nötig. Selbst beim Essen (mit dem uns die „Maulwürfe“ die Woche über superlecker und vegan versorgt haben) oder am Abend wurde häufig noch über die Themen gesprochen, die allen unter den Nägeln brannten und die sich natürlich vor allem um Gesellschaft, Umwelt und Integration drehten. Trotz aller ernsten Diskussionen und Gespräche kam der Spaß natürlich nicht zu kurz. Ob bei geplanten Aktionen wie dem Straßentheater-Workshop oder dem Konzert mit Volxtanz oder eher ungeplant, durch eine mysteriöse Besucherin oder nächtliche Spiele-Runden im Cafe der Waldorfschule, in der wir untergebracht waren. Die Zeit verging so schnell, dass man froh sein konnte, wenn man überhaupt Schlaf bekam. Das Phänomen der zusätzlichen Stunde in der ersten Nacht (durch die Zeitumstellung) hätte gerne noch ein paar Mal öfter auftreten dürfen. Aber Spaß kommt nur in guter Gesellschaft auf und die war auf dem JAK eindeutig vorhanden. Die Atmosphäre war entspannt und locker, die Leute nett und offen. Was meine Erfahrungen bestätigt, stand auf einem der Plakate, die am letzten Tag zur Auswertung des JAKs im Plenum verteilt wurden und auf die jeder schreiben konnte, was gut und schlecht war und so weiter. Da stand auf dem „was mir am JAK gefallen hat“-Plakat: „Ich selbst zu sein“. Das hat mich ziemlich nachdenklich gemacht, aber im Endeffekt bin ich genau zu demselben Schluss gekommen. In unserer hektischen Zeit kommt man leider viel zu selten dazu, man selbst zu sein. In der Schule ist man Schüler/in, an der Uni Student/in, zuhause Tochter oder Sohn, Enkelkind, Freund, Freundin, was auch immer. Da werden so ein paar Tage wie auf dem JAK zu einer seltenen und sehr erfreulichen Abwechslung. Gelohnt hat sich die Zeit auf jeden Fall und das allabendliche Plenum hat, trotz der manchmal sehr ausführlichen Diskussionen, sehr zur Mitgestaltung des JAK motiviert. Die Aktion zum Thema Integration und Rassismus am letzten Tag mit einem kleinen Demozug durch Freiburg, mit Sambatrommeln und Straßentheater war in meinen Augen ein schöner, runder Abschluss des Aktionskongresses. Am Donnerstag bin ich mit vielen neuen Denkanstößen, neuer Motivation sowie neuen und alten Freunden mit der Bahn vom JAK wieder nach Hause gefahren. Ich hoffe, dass auch viele andere JAK’ler, die wie ich das erste Mal dabei waren oder schon öfter am JAK teilgenommen haben, ähnliche positive Erfahrungen gemacht haben und gern im nächsten Jahr wieder mit dabei sind!