Brennpunkt Baden-Württemberg
Klimatische Veränderungen
Klimawandel ist keine Zukunftsfrage, sondern vielerorts bereits eine spürbare Tatsache. Auch in Baden-Württemberg zeigen sich die klimatischen Veränderungen durch extreme Hochwasserereignisse, lange Trockenperioden oder gewaltige Unwetter.
1. Bisherige Klimaentwicklung BW
Die Auswertung der Klimadaten von 1951 bis 2000 ergab, dass – innerhalb von nur 50 Jahren – in Baden-Württemberg u. a.:
- Die Jahresmitteltemperatur um 1,5 °C anstieg, die Niederschläge um 9 Prozent zunahmen.
- Starkniederschläge im Schnitt um 11 Tage pro Jahr häufiger auftreten.
- Die Sommertage im Schnitt um 20 Tage pro Jahr zunahmen (auch heiße und sehr heiße Tage).
- Und es dagegen durchschnittlich 30 Frosttage pro Jahr weniger gab.
2. Klimaszenario bis 2055
Das Klimaszenario KLIWA des Landes Baden-Württemberg nennt folgende Möglichkeiten einer Klimaentwicklung bis 2055 in BW:
- Weiterer Temperaturanstieg; durchschnittlich um 2,7 °C gegenüber 1951
- Noch mehr heiße Sommertage stehen noch weniger Frosttage im Winter gegenüber, weitere Zunahme der Starkniederschlagsereignisse.
- Im Sommer regnet es weniger, infolgedessen kommt es zu längeren Trockenperioden.
- Im Winter häufen sich dagegen die Niederschläge und verursachen Winterhochwasser.
Damit skizziert das Klimaszenario trockenere und heißere Sommer, mildere und feuchtere Winter und mehr Wetterextreme.
Das hat negative Folgen für…
… unsere Gesundheit
- Hitze in den Sommermonaten führt zu hohen körperlichen Belastungen und fordert jährlich landesweit zusätzlich 180 bis 400 hitzebedingte Todesfälle (im Hitzesommer 2003 starben allein in Deutschland 7 000 Menschen an den extremen Bedingungen).
- Tropische Krankheiten wie Malaria und Leishmaniose treten vermehrt bei uns auf.
… die Landwirtschaft, Wein- und Obstbau
- Trockene und heiße Sommer sorgen für Ertragseinbußen.
- Das wärmere und feuchtere Klima in der Bodenseeregion verstärkt den Schädlingsbefall von landwirtschaftlichen Kulturen (z. B. Obst).
- Südlich verbreitete Weinsorten verdrängen typisch regionale und heimische Weine.
… die Forstwirtschaft
- Durch anhaltend trockene und regenarme Sommer kommt es vermehrt zu Waldbränden.
- In den heimischen Waldbeständen nimmt der Schädlingsbefall zu.
… den Naturschutz und Vogelzug
- Das Verhalten von Zugvögeln wird durch die milderen Winter stark verändert – z. B. Verlegung des Winterquartiers, späterer Vogelwegzug und die frühere Rückkehr, dadurch ggf. Störungen im Brutverhalten und Engpässe in der Nahrungsgrundlage.
- Südlich verbreitete Arten wandern zunehmend ein und konkurrieren mit den heimischen Arten um den Lebensraum.
… das Schadenspotential
- Die Häufung und die Intensität der Extremereignisse, wie Stürme, Trockenperioden, Hagelunwetter und Hochwasser nehmen durch die Klimaerwärmung deutlich zu und verursachen immense finanzielle Schäden. Alleine durch den Orkan Lothar 1999 entstanden Schäden von ca. 11,5 Milliarden Euro.
- Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnte 2008, dass allein auf Wirtschaft und Gesellschaft in Baden-Württemberg durch den Klimawandel Schäden in Höhe von ca. 129 Milliarden Euro bis zum Jahre 2058 zukommen könnten.