Es ist dein Geld – Krötenwanderung jetzt!
Seit einigen Jahren herrscht in Deutschland ein begrüßenswerter Öko-Trend. Immer mehr Menschen kaufen Fairtrade- und Bioprodukte, vermehrt saisonal und regional und wechseln nicht erst seit Fukushima zum Ökostrom. Sie sprechen sich durch ihren Konsum gegen eine Produktionsweise aus, welche Mensch, Tier und Umwelt ausbeutet. Der Erfolg kann sich sehen lassen: Durch die erhöhte Nachfrage schießen Biosupermärkte aus dem Boden und das Wort „Nachhaltigkeit“ ist zu einer unausweichlichen Unternehmensphilosophie in nahezu allen Wirtschaftsbereichen geworden. Dabei ist Geld das machtvolle Instrument, welches die Bürgerinnen und Bürger dafür in die Hand nehmen. Meist unbewusst vertrauen Menschen ihr Geld Banken an, die alles andere als ethisch und ökologisch korrekt handeln. Die Entscheidungen der mächtigen Banken sind maßgeblich für den Zustand und die Auswirkungen des jetzigen Wirtschaftssystems verantwortlich. Erst wenn dieser Sektor reformiert wird, kann jenes in andere Bahnen gelenkt werden! Wie man das schafft? Mit der eigenen Macht als KonsumentIn!
Zur Funktion von Banken
Banken sind ein elementarer Bestandteil unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems, in welchem Geld als Tauschmittel fungiert. Je nach Aufbau verleihen sie dieses in Form von Krediten, verwalten es auf Sparanlagen durch Sparbücher, Tagesgeld- oder Girokonten und handeln mit Wertpapieren. Dabei geht es gewöhnlichen Banken aber vor allem darum, eine hohe Rendite zu erzielen. Das bedeutet, dass Kredite so vergeben und Wertpapiere so gehandelt werden, dass möglichst viel Geld erwirtschaftet wird. Dabei gebrauchen sie das Geld ihrer KundInnen, welches ihnen die Grundlage für ihre Arbeit gibt.
Gewinnmaximierung als Maxime
gewöhnlicher Banken
Zu welchen Konstellationen es durch die Geschäftsphilosophie der Gewinnmaximierung kommen kann, lässt sich schon bei unseren vertrauten deutschen Banken zeigen. Ende 2010 wurde bekannt, dass die Deutsche-Bank-Gruppe trotz internationaler Konvention durch Anleihen, Kredite und anderen Finanzprodukten in die Produktion der weltweit geächteten Streumunition investierte. Darunter fiel auch das Geld der vom deutschen Staat geförderten Riester-Rente sowie verschiedener Landesbanken. Wie sich herausstellte, war die Deutsche Bank dabei die wichtigste Finanzquelle für jene Streumunition, mit welcher Gaddafi-Anhänger Regierungstruppen die Stadt Misrata beim diesjährigen lybischen Bürgerkrieg beschossen. Das Geld verwandelte sich so zu Sprengsätzen, was sicherlich nicht im Sinne der Menschen war, die diesen Banken ihr Geld anvertrau(t)en.
Ein weiteres Beispiel ist auf den usbekischen Baumwollplantagen zu finden, auf welchen Kinder zur Arbeit gezwungen werden. Wie der Spiegel berichtete, profitieren die Commerzbank und die Deutsche Bank seit Jahren von der Finanzierung der BaumwollgeschÀfte mit Usbekistan. Es ist davon auszugehen, dass es nicht im Interesse der KundInnen ist, dass ihr Geld für Kinderarbeit eingesetzt wird.
Zwar verfolgen öffentlich-rechtliche und genossenschaftliche Banken nicht in erster Linie das Ziel der Profitmaximierung wie private Geschäftsbanken, doch haben auch sie keine weiße Weste an. Es bestehen Teile ihrer angebotenen Investmentfonds aus Agrarrohstoffen, mit denen die KundInnen auf Preisentwicklungen am Nahrungsmittelmarkt wetten können. Fonds sind gebündelte Wertpapiere, welche beispielsweise aus Aktien von Unternehmen, Immobilien und anderen Finanzprodukten bestehen und in welche investiert werden kann, um daraus wiederum einen Gewinn zu erwirtschaften. Dabei ist das Spekulieren auf Agrarrohstoffe ein Mitauslöser für die derzeitigen Hungerkrisen sowie für die daraus entstehenden sozialen Unruhen in den Entwicklungsländern.
Die genannten Beispiele zeigen eines deutlich: Bei konventionellen Banken gibt die Profitmaximierung den Ton an – völlig unabhängig von ihren potentiell verheerenden Folgen. Leider sind sich dessen viele KundInnen nicht bewusst, da sie es entweder nicht interessiert oder sie nicht im Bilde sind, was ihre Bank mit ihrem Geld macht. Darüber hinaus sind Geschäftsberichte von Banken meist zu komplex für die KundInnen und krtische Geschäfte werden meist nicht ausgewiesen. Transparenz Fehlanzeige!
Nachhaltigkeit und Transparenz – die Geschäftspraxis von ethisch-
ökologischen Banken
Jeder sollte sich fragen, ob sie oder er das eigene Geld für die Zwecke solcher Banken bereitstellen möchte. Denn wie die ursprünglich geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke von Schwarz-Gelb, sind auch die konventionellen Banken nicht alternativlos! Inzwischen gibt es Alternativbanken wie die Umweltbank, GLS Bank, Triodosbank oder Ethikbank, welche vor allem nach der Wirtschafts- und Finanzkrise aus den Jahren 2007/2008 hohen Zulauf zu verzeichnen haben. Diese richten ihre Geschäftspraxis sowie ihre Tätigkeiten nach ökologischen, sozialen und anderen ethischen Kriterien aus und werden daher als „ethisch-ökologische Banken“ bezeichnet. Negativkriterien sorgen dafür, dass in bestimmte Branchen und Finanzprodukte nicht investiert wird. Dies betrifft beispielsweise die Atom-, Rüstungs- und Agro-Gentechnikindustrie sowie Unternehmen, welche nach unethischen und unökologischen Geschäftspraktiken agieren, also zum Beispiel Menschenrechte missachten oder durch ihre Produktionsweise die Umwelt zerstören. Positivkriterien dagegen sind sozial-ökologisch ausgerichtete Unternehmenspolitik, soziales Engagement, Ressourceneffizienz, Erneuerbare Energien und weitere, je nach Alternativbank definierte Kriterien, wie beispielsweise Kultur- und Kreativwirtschaft, freie Schulen oder Frauenprojekte. Diese werden von der Bank gezielt gefördert und auch die KundInnen haben die Chance, jene Projekte zu fördern.
Zwar sind die Zinsen bei Alternativbanken in manchen Fällen etwas niedriger als bei konventionellen Banken, doch man weiß was mit dem eigenen Geld geschieht. Die Geschäftspraktiken lassen sich bei den ethisch-ökologischen Banken in den Geschäftsberichten nachlesen und nachvollziehen, womit für Transparenz gesorgt wird!
Nutze dein Geld für eine andere Welt!
Nutze auch Du Dein Geld, um das Finanzssystem zu verändern! Es sind Deine Kröten und Du kannst selbst entscheiden, was damit getan wird! Mit ein paar kleinen Schritten können Giro- und Tagesgeldkonten sowie Sparbücher und andere Kapitalanlagen aufgelöst und gewechselt werden. Welche Bank am besten für Dich geeignet ist, kannst Du leicht im Internet herausfinden und auch der Wechsel kann schnell über das Internet gemacht werden, falls sich eine der Alternativbanken nicht bei Dir um die Ecke befindet. Wie beim Ökotrend, kann dieser Schritt ein Teil einer Bewegung werden, welche nachhaltige Geschäftspraktiken fördert und gleichzeitig die konventionellen Banken dazu bewegt, selbst auf ihre schädlichen Praktiken zu verzichten. Sei auch Du ein Teil der Bewegung, helfe mit bei der Krötenwanderung und trage so selbst zu einer faireren Welt bei!
Krötenwanderung ist eine Kampange von Attac. Mehr Infos findest du hier:
www.attac.de
Auf der Kampangenseite findest du konkrete Handlungsanleitung „wie wechsle ich meine Bank“, Videoclips, Aktionsmaterial und vertiefende Informationen zum Thema.
Lucas Gerrits ist Mitglied bei der Grünen Jugend
Die aktuelle kriZ Ausgabe 2/2011 findest du zum Download hier.