BUNDjugend Baden-Württemberg  

FLEISCH’t weniger? Zurück zum Sonntagsbraten!

Zehn Gründe um mal auf auf Fleisch zu verzichten

1. Die Fleischproduktion ist eine Triebfeder der globalen Erwärmung. Bereits heute stammen nach Schätzungen der Vereinten Nationen 18 % der weltweiten Emissionen aus dem Bereich der Tierwirtschaft. Die Schätzungen gehen jedoch auseinander – andere Organisationen und Forschungseinrichtungen kommen sogar auf bis zu 52 %. So fügt die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt an, dass die zuständige Welternährungsorganisation FAO in ihren Berechnungen unter anderem Regenwaldabholzung, Emissionen aus der Massentierhaltung oder die Kühlung von Fleischprodukten nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt hat und die tatsächlichen Treibhausemissionen daher in höherem Rahmen anzusiedeln seien. In jedem Fall ist die Fleischindustrie als Verantwortlicher eines großen Teils der schädlichen Treibhausgase anzusehen. Weitere Infos zum Thema: JUTZI, S. (2006): Livestock’s long shadow. Environmental issues and options 2006. Livestock, Environment and Development (LEAD) und Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO).  

2. Der beständig steigende Fleischkonsum zerstört den Regenwald. Zwischen 1960 und 2007 hat sich der weltweite Fleischverbrauch fast verdoppelt – er stieg um 48 %. Dies lässt sich in besonderer Weise auch auf den anhaltenden Aufholprozess der Schwellen- und Entwicklungsländer zurückführen – der Fleischkonsum Chinas stieg beispielsweise in den letzten 30 Jahren enorm an, hat sich gegenüber 1980 fast verzehnfacht – aber auch in den westlichen Industrieländern stieg der Fleischhunger um nicht minder beachtenswerte 25 %. In Brasilien wurde bereits fast ein Fünftel der früheren Fläche des Tropischen Regenwaldes gerodet – und hauptsächlich in Weideland oder Ackerflächen für Soja- und andere Futterpflanzen umgewandelt. Sojabohnen werden zur Fütterung von Schlachttieren verwendet. Die Rodung von solchen Regenwaldflächen führt jedoch zu ihrer irreversiblen Zerstörung und hat schwerwiegende Folgen für Klima und Umwelt. Tatsache ist: Der Raubbau, der am Regenwald begangen wird um den Bedarf an Fleisch zu decken, trägt zusätzlich zur Klimaerwärmung und dem Verlust der irdischen Artenvielfalt bei.  

3. Noch immer stammt 98 % des in Deutschland verkauften Fleisches aus Massentierhaltung. Bereits wer einmal in der Woche auf Fleisch verzichtet, verzichtet auch auf Massentierhaltung und Tierqualen. So werden nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes noch immer 99,4 % der Masthähnchen in der Bundesrepublik in Massenhaltungsbetrieben gehalten; sie haben dabei eine Fläche als Lebensraum zur Verfügung, die kleiner als ein DIN-A4-Blatt ist. Den anderen Nutztieren ergeht es ähnlich. Bekannt ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Schweinegürtel im Oldenburger Münsterland, das Gebiet mit der höchsten Mastbetriebdichte in Deutschland. Während ihrer kurzen Lebensspanne müssen die Tiere unsägliche Qualen ausstehen. Mastküken beispielsweise haben eine Lebenserwartung von rund 30 Tagen – während dieser Zeit leben sie wie in einem Hochsicherheitsgefängnis, bekommen ihr Sättigungsgefühl weggezüchtet und können am Ende aufgrund ihres Gewichtes nur noch liegen. Der Tod ist für diese Tiere eine Erlösung. Über 85 % der Schweine und mehr als 97 % aller Vormastferkel leben derweil auf Vollspaltenböden. Diese Haltungsart erleichtert den Betrieben zwar immens die Arbeit – die Tiere leiden jedoch unter Atemwegserkrankungen aufgrund der schlechten Luftqualität im Stall, unter dem harten Boden und der Reizarmut, welche negative Sozialaktivitäten fördert. Ohren- und Schwanzbeißen sowie allgemeines gestörtes Artverhalten sind die Folge. In diesem Zusammenhang spielt es eigentlich schon keine große Rolle mehr, dass die Schweine – Tiere, die mehr Riechzellen als Hunde besitzen – auch noch dem permanentem Gestank im Gebäude ausgesetzt sind. Insgesamt leben 99,4 % der Mastschweine in sogenannter „konventioneller Tierhaltung“. Nicht unerwähnt zu lassen wären natürlich auch die europaweiten Tiertransporte, welche weiterhin unter unsäglichen Bedingungen ablaufen – alles in allem ist die moderne Tierhaltung mit unermesslichem Tierleid verbunden. Ein freiwilliger Verzicht auf Fleisch ist daher ein Beitrag zu weniger Massentierhaltung und weniger Qual. Weitere Infos zum Thema: BUND Deutschland (2010): Agrarsubventionen umverteilen – Vielfalt fördern  

4. Ein maßvoller Fleischkonsum ist gut für die eigene Gesundheit. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören auch Fleischprodukte. Jeder Mensch sollte täglich 20 Gramm tierischen Eiweißes zu sich nehmen, dazu enthält Fleisch auch viele andere Stoffe, die für den menschlichen Körper wichtig sind, zum Beispiel große Mengen an Spurenelementen und Mineralstoffen. Übertriebener Fleischkonsum wirkt sich jedoch negativ auf die eigene Gesundheit aus. In Deutschland werden jährlich ungefähr 70 Milliarden € für die Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten ausgegeben (Daten der Bundesregierung von 2007). Verwunderlich ist das angesichts der Tatsache, dass männliche Bundesbürger im Schnitt 103 g Fleisch pro Tag essen (weibliche ca. 50), nicht. Wer zu viel Fleisch verzehrt, schadet seinem Herz-Kreislauf-System und erhöht sein Darmkrebsrisiko. Auch Fettleibigkeit (Adipositas) und ihre Folgeerkrankungen resultieren überwiegend aus einem übertriebenen Fleischkonsum. Studien (z.B. des DKFZ) ergaben zudem, dass die Herzinfarktrate bei Konsumenten von geringen Mengen Fleisch um 11 % (bei männlichen Probanten), bzw. 21 % (bei weiblichen) niedriger lag. Vegetarischere Ernährung hilft ferner insbesondere älteren Menschen ernährungsbedingte Gesundheitsrisiken zu senken. Weitere Infos: Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat in den vergangen Jahren mehrere Studien zum Thema herausgebracht, die man auf Nachfrage zugesandt bekommen kann. An dieser Stelle sei die Pressemitteilung:Fleisch steigert, Fisch senkt das Darmkrebsrisiko“ als erste Anlaufstelle genannt. Online unter: http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2005/dkfz_pm_05_28.php Beigefügt sind den Pressemitteilungen auch Listen mit mehreren Expert_Innen zum Thema.

  5. Der Fleischkonsum der westlichen Welt ist mitschuldig am Hungerproblem. Weltweit hungert nach Angaben der FAO rund eine Milliarde Menschen, gleichzeitig gilt eine weitere Milliarde als übergewichtig. Das Hunger- und Verteilungsproblem wird unter anderem von der westlichen Fleischindustrie angefacht. Denn rund 90 % der weltweiten Sojaernte und fast die Hälfte der weltweiten Getreideernten landen in den Futtertrögen von Masttieren. Bereits heute wäre es jedoch möglich alle Menschen in ausreichender Form zu ernähren, die Flächen die hierzu genutzt werden könnten sind jedoch entweder durch die Weidewirtschaft in Anspruch genommen oder werden verwendet um Tierfutter zu erzeugen. Flächen die von Sojapflanzen in Anspruch genommen werden, können eben nicht mehr zur Erzeugung von Lebensmitteln für die lokale Bevölkerung verwendet werden. Ein Verzicht auf Fleisch ist daher auch eine Möglichkeit zu einer gerechteren Welt beizutragen. Weitere Infos: Beispielsweise bei BROT FÜR DIE WELT. Die Organisation macht immer wieder auf die Problematik aufmerksam: Online unter: http://www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung/4452_4728_DEU_HTML.php  

6. Im Fleisch lauern oftmals versteckte Gefahren. Nicht erst der Gammelfleisch- oder der jüngste Dioxinskandal zeigen, dass das industriell gefertigte Massenfleisch nicht ohne Nebenwirkungen ist. Beim Verzehr dieses Fleisches essen wir oftmals unbewusst Antibiotika, Hormone und andere Medikamente und Beimischungen aus der Tierzucht mit. Auch werden viele Krankheiten durch die Schlachttiere auf uns Menschen übertragen, beispielsweise BSE oder die Vogelgrippe. Die massive Vergabe von Antibiotika hat zudem zu einen rasanten Anstieg von multiresistenten Keimen gefördert, der die Medizin vor immer größere Herausforderungen stellt.  

7. Die Fleischproduktion benötigt Unmengen an Wasser. Wasser erscheint uns häufig als unbegrenzt vorhanden. Wenn wir den Wasserhahn aufdrehen, fließt es so lange wir wollen und wann immer wir es brauchen. Der Anteil des für den Menschen essentiellen Süßwassers an der Gesamtwassermenge der Erde ist jedoch nur verschwindend gering (rund 3 %). Und oftmals wird es „unsichtbar“ verschwendet. Zur Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch etwa werden rund 16 000 Liter Wasser benötigt. In diese Rechnung fließen alle Stationen des Herstellungsprozesses ein. Schweinefleisch liegt bei rund 5500 Litern und Hühnerfleisch bei 3800. Jeder kann allerdings dazu beitragen, dass weniger kostbares Wasser verloren geht – zum Beispiel in dem er sein Konsumverhalten überdenkt und einfach mal auf Fleisch- und Wurstwaren verzichtet. Weitere Infos unter: JUTZI, S. (2006): Livestock’s long shadow. Environmental issues and options 2006. Livestock, Environment and Development (LEAD) und Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO).  

8. Der Verzicht auf Massentierhaltungsfleisch stärkt BIO- und regionale Produkte. Wer seinen bisherigen Fleischkonsum zu überdenken beginnt, kann auch einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Bauern leisten. Denn wer anfängt sich regional angepasst zu ernähren und Produkte aus der heimischen Gegend kauft, stärkt die dortigen Landwirte. Durch regionalausgewogenes Einkaufen lassen sich zudem große Mengen CO2 einsparen: 10 % durch regionalen und saisonalen Einkauf 27 % durch 100% Bioprodukte und durch fleischreduzierte Ernährung sogar bis zu 31 %. Und wer ganz auf Fleisch verzichtet, spart sogar 47 % ein. Wer auf herkömmliches Fleisch verzichtet, entlastet zudem seinen Geldbeutel und kann sich dafür qualitativ hochwertigere Produkte leisten, zum Beispiel BIO-Lebensmittel. Inzwischen sind BIO-Erzeugnisse jedoch auch für viele Menschen mit niedrigem Einkommen erschwinglich geworden. Unseren Einkaufsführer zu Ökofleisch in Heidelberg werden wir bald hier im Internet veröffentlichen.  

9. Es wird mehr Fleisch erzeugt als gebraucht wird und dieses allzu häufig ohne ersichtlichen Grund weggeworfen. Millionen und Abermillionen Tonnen guter Lebensmittel werden jährlich in Deutschland weggeworfen. Oftmals werden die Waren noch original verpackt und vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums entsorgt. Es wird angenommen, dass sogar mehr als die Hälfte aller Lebensmittel in Deutschland entsorgt werden, bevor sie auf dem Esstisch landen – häufig bevor sie überhaupt den Verbraucher erreichen. Jeder zweite Kopfsalat und jedes fünfte Brot zählen hierzu. Ein Skandal in einer Zeit, in der eine Milliarde Menschen hungert und Lebensmittelpreise weltweit steigen. Fleischprodukte stellen hiervon freilich keine Ausnahme dar. Denn sie werden oftmals vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums wieder aus den Regalen genommen. In Deutschland wird sogar zu viel Fleisch produziert, der Markt gilt als „gesättigt“ wie eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/ Die Grünen im Bundestag ergab. Wie wir oben bereits gesehen haben, müssen ferner zur Erzeugung von einem Kilo Fleisch mindestens fünf Kilogramm Getreide (abhängig von der Tierart) aufgewandt werden. Auch dies trägt zur Lebensmittelverschwendung bei. Wer seine Einkäufe plant, auch auf Fleisch verzichtet und die Waren dann nicht doch in die Mülltonne kippen muss, kann somit einen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leisten. Weitere Infos: Kreutzberger S.; Thurn V. (2011): Die Essensvernichter. Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist.  

10. Wer auf Fleisch verzichtet nimmt eine Vorbildrolle ein. Wer bewusst auf Fleisch verzichtet, nimmt eine Vorbildrolle auch für andere ein. Lange Zeit galt Fleisch als Luxusprodukt, heute findet man es überall und unbegrenzt. Sicher ist die Verlockung groß beim Einkauf im Supermarkt auch jedes Mal etwas von der Wursttheke mitzunehmen. Doch Fleisch muss gar nicht zu jedem Essen gehören und genauso wenig täglich zu jedem Gericht verzehrt werden. Die Werbung mag einen zum Konsum von Fertigprodukten und Fleischwaren verleiten, doch man kann seinen Speiseplan auch abwechslungsreicher gestalten. Wer weniger Fleisch kocht ist auch ein Vorbild für seine Kinder. Sie lernen, dass Fleisch kein so alltägliches Produkt ist, obschon man es bei den Tiefstpreisen womöglich nachgeworfen bekommt. Als Verbraucher in einem westlichen Industrieland ist man auch ein Stück weit Vorbild für andere Nationen, in denen der Fleischboom momentan gerade erst einsetzt. Die Industrienationen könnten mit einem Senken ihres Fleischkonsums vorangehen, anstatt andere weiterhin dazu zu verleiten auf dasselbe Niveau aufzuschließen. Und wer letztlich hin und wieder auf Fleisch verzichtet, schont nicht nur die Umwelt, sondern kann öfters sein Steak oder seine Würstchen auch einfach mal bewusst genießen.