BUNDjugend Baden-Württemberg  

Isabell darüber, wie es nach dem veganen Monat weitergehen soll

Vegan bleiben oder nicht!? – Das ist die Frage, die mich in den letzten Tagen beschäftigt hat.

Aber erstmal von Vorne: Nachdem mir der Einstieg in den veganen Monat echt schwer gefallen ist, hat im Lauf der Zeit dann doch der Spaß an der Sache überwogen. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich die besten Möglichkeiten für mich herausgefunden habe – in welchen Läden ich einkaufe, wo ich meine Gummibärchen herbekomme und auch, dass es sich lohnt in der Mittagspause auf „Weltreise“ zu gehen um ein vernünftiges Mittagessen zu bekommen. Die Mensa in der Uni ist nämlich immer noch der vegan-feindlichste Ort , den ich während des Monats erlebt habe! Außer Donnerstags, aber das ist eine andere Geschichte…

Am meisten Spaß hat mir mein „Freak – Dasein“ gemacht. Manchmal ist die Rolle des verrückten Außenseiters einfach cool! 🙂

m Gegensatz zu manchen meinen Mit-Veganern habe ich auf jeden Fall nicht das Gefühl gehabt, in ein gemachtes Nest zu fallen, sondern im Gegenteil oft den Eindruck gehabt, dass die meisten Menschen sich GAR NICHTS unter vegan vorstellen können – weder welche Produkte tierischen Ursprungs sind, noch weshalb jemand auch nur auf die Idee kommen könnte, auf diese zu verzichten. Das Höchste der Gefühle an manchen Reaktionen war ein verständnisvolles „Laktosefrei, nicht wahr?“ – äh, nein. Aber manchmal war es mir dann auch zu anstrengend in eine lange Erklärung einzusteigen.

Mein Fazit ist auf jeden Fall, dass es seehr stark vom Umfeld abhängt. Die veganen Events die wir geplant hatten, waren die Highlights der Zeit für mich, ebenso das Essen in meiner WG, das sowieso nahezu komplett vegan ist.

In diesen Momenten konnte ich mir gar nicht vorstellen, warum man sich anders ernähren sollte. Der Veggie Street Day in Stuttgart war eine grandiose Erfahrung – viele Hundert oder gar Tausende fröhliche Menschen auf einem Straßenfest, bei dem man sich wunderbar durchfuttern konnte, ohne ein einziges Mal nach den Zutaten fragen zu müssen! Mit dabei: Eine Akrobatikshow mit zwei halbnackten, „ziemlich“ muskulösen Männern, die wohl eigens dazu engagiert waren, das Klischee des veganen Schwächlings zu widerlegen^^.

Auch der Abschlussbrunch in der Sehnsuchtsküche war grandios, wenn auch etwas teuer und wenn mir auch der Zusammenhang zwischen Alkoholfrei und vegan noch nicht ganz klar ist…das Essen war jedenfalls toll, so dass ich mich am liebsten für die ganze Woche mit Vorräten eingedeckt hätte. Aber nach dem 5. Mal nachholen hat beim besten Willen leider kein Krümel mehr in meinen Bauch gepasst :-(.

Für mich hat sich deutlich gezeigt: Es fällt mir leichter, nach einem klaren Prinzip zu leben. Wirklich schwierig wurde es nämlich wieder, sobald der Monat vorbei war. Das Schokoglas im Regal lächelte mich plötzlich wieder verheißungsvoll an und flüsterte: „Du darfst wieder! Komm schon, wenn du mich jetzt nicht isst, dann tust du’s doch in ein paar Tagen sowieso, also kannst du auch gleich damit anfangen! Iss mich!“

Sollte ich wirklich beim Essen gehen mit meinen Eltern auf der Pizza den Käse weglassen?? Aber mit schmeckt es doch irgendwie noch einen Tick besser….Wenn ich jetzt schon die Eisschokolade getrunken habe, macht es doch nicht mehr wirklich Sinn, mich in der Mensa frustriert vor das Pommesschälchen zu hocken, und wirklich fair ist das ja auch nicht, wenn ich von Gastgebern verlange, mich vegan zu bekochen, obwohl ich das jetzt woanders auch nicht durchgezogen habe…

Schwuppdiwupp, so schnell geht das, und man lebt gar nicht mehr vegan.

Der Monat hat aber trotzdem seine Spuren hinterlassen. Im Juni hab ich bisher für mich eigentlich weiterhin nur vegan gekocht. Viele Dinge fehlen mir gar nicht wirklich, die ich vorher sehr gerne gegessen habe, zum Beispiel der Käse auf die Nudeln oder das Glas Kuhmilch.

 Wie ich weiter machen will? Hm, solang es mir nicht zu schwer fällt vegan, aber nicht so streng und nicht konsequent…? Ja, aber dann verzichte ich ja gerade darauf, unbequem zu sein, was vielleicht auch einer der wichtigsten Punkte dabei ist.

Vielleicht werde ich auch auf eine ganz spezielle Isabell-Konstruktion kommen, zum Beispiel „jeder zweite Monat vegan“ oder ähnlich seltsame Dinge – einfach um das klare Prinzip reinzubekommen, dass es mir erleichtert. Mal sehen. Auf jeden Fall war der Monat eine super spannende Erfahrung und ich bin sehr zufrieden mit mir, dass ich es ausprobiert und eigentlich ganz gut durchgehalten habe!

Als nächstes wären jetzt „Ein Monat Regional“, „Ein Monat fairtrade“ und „Ein Monat nur Bio“ dran. Aber ersteres ist mir momentan doch noch einen Schritt zu weit und letzteres gibt wohl der studentische Geldbeutel nicht her.

So oder so bleibt es spannend, sich über seine Ernährung Gedanken zu machen, und ich kann nur jeden dazu ermuntern – es ist eine lehrreiche Erfahrung und macht wirklich Spaß, und ganz nebenbei kann man wunderbar sein verrücktes Image im Freundeskreis pflegen! 🙂

 Danke fürs Mitlesen,

eure Isabell 🙂

 P.S. Eine Reaktion die ich ebenfalls oft bekommen habe, ist die Frage „nimmt man dabei auch ab?“. Nun, ich glaube das hängt ganz davon ab. Zuerst hab ich eher mehr gegessen, weil da immer ein nagendes Hungergefühl war.^^ Aber man hat doch insgesamt weniger Gelegenheit und isst somit weniger Schwachsinn. Zum Abnehmen als Hauptzweck ist das vegane Leben meiner Erfahrung nach aber nicht geeignet!

 P.P.S. Vegan Grillen geht ganz super toll und ist waahnsinnig lecker! Wer ’s nicht glaubt, schreibt mir und lässt sich vom Gegenteil überzeugen! 🙂