BUNDjugend Baden-Württemberg  

Isabell über Konsequenz und das vegane Leben an der Uni

Ein Monat vegan – das ist schwerer als ich dachte!

Wenn man schon so ein Experiment macht, will man dann auch wenigstens konsequent sein, dachte ich. Pustekuchen! Der Morgen des 1. Mai begann mit Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück/Mittagessen. Vegan natürlich, kein Problem…Unser Salat mit dem weißen Balsamicoessig schmeckte wunderbar, genauso wie der Apfelsaft den wir tranken – moment! Wird Apfelsaft nicht mit Gelatine geklärt? Meine Recherche hat ergeben: Ja, mancher, genauso wie mancher Essig, mancher Wein…und wenn man nicht beim Hersteller nachfragt ist es unmöglich herauszufinden, was vegan ist und was nicht.

Nach ein paar Tagen auf Apfelsaft grundsätzlich verzichten, habe ich beschlossen, in dieser Sache nicht ganz so konsequent zu sein. Aber nur in dieser!

Als nächstes kam die Honigfrage: Ich habe beschlossen, Honig nicht mehr mit in den Monat einzubeziehen. Einfach deshalb, weil (Honig)Bienen für unser Ökosystem mittlerweile unverzichtbar sind, und weil ich es nicht sinnvoll finde, statt Biohonig, von den Bienen einer Bekannten hergestellt, Agavendicksaft aus Mexico oder so zu konsumieren.

Es folgten noch einige weitere Erkenntnisse, die ich so einfach nicht mehr in der Lage war umzusetzen: Dass manche Brezeln mit Schweineschmalz bestrichen werden. What the f…??? Toll, und wenn ich in der Uni in die Cafeteria gehe, finde ich dort: Belegte Brötchen mit Wurst. Belegte Brötchen mit Käse. Croissants. Muffins, Kuchen, Schokoriegel, verschiedene Milch-Kühlprodukte, und, ja genau: BREZELN und Obst. Auf die Frage wie die hergestellt sind, können mir die Leute dort eh keine Antwort geben, also komme ich zu dem Motto: Was ich nicht weiß…genau. Sonst könnte ich ja gar nichts mehr essen….

Überhaupt die Uni: Daheim fällt es mir kaum schwer, vegan zu leben. Gut, manchmal verlockt mich die frische Milch im Kühlschrank meiner Eltern, oder der Mozarella, oder der Schokoaufstrich, oder….ja gut, aber meistens fällt es mir nicht schwer. Aber wenn man unterwegs is(s)t, so wie ich manchmal den ganzen Tag, dann ist es echt kompliziert. Immerhin, die Mensa der Uni Tübingen hat im letzten Jahr einen Vegan-Tag eingeführt: Das heißt, Donnerstags kann ich beim Mittagessen in der Uni Veganerin sein. Aber was ist mit Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag??? Da sitze ich häufig im Speisesaal, vor mir ein Schälchen mit dem immer gleichen Salat (mit normalem Essig angemacht -.-) und vielleicht noch meinem mitgebrachten Sojaschokopudding – zu mehr hat die Vorbereitungszeit nicht gereicht.

In solchen Momenten bin ich sicher, dass ich mit Juliane als “nörgeligste Veganerin aller Zeiten“ locker mithalten kann. 😉 Dementsprechend haben das jetzt auch fast alle mitbekommen.

Dafür bin ich wirklich positiv überrascht von den Reaktionen meiner Umwelt. Ich hatte eigentlich vor, euch gaanz viele mehr oder weniger lustige und kluge Sprüche zu präsentieren, aber so viele habe ich gar nicht. Klar, am Anfang kamen Kommentare wie „und wann wirst du Frutarier?“ (gibt es eigentlich wirklich Leute, die das ernsthaft machen?) und regelmäßig kommt die Aussage „Das darfst du doch gar nicht essen!“ Schön, dass IHR so genau darüber Bescheid wisst, was ICH essen darf und was nicht!

Überhaupt ist es recht häufig Thema beim Mittagessen. Aber ich fange ja auch selbst an darüber zu reden und freue mich auch wenn es ein Gesprächsthema ist. Ich habe auch schon einige wirklich verständnisvolle und freundliche Reaktionen bekommen, und die Leute die es nicht verstehen können, halten sich mit Kommentaren netterweise zurück. 😉

Vor den Keksen, nach denen ich reflexartig gegriffen habe und die in meinem Mund gelandet sind, bevor ich auch nur denken konnte, hat mich aber keiner gerettet. Möp.

Nach einem komplizierten Start und einigem Frust in den ersten Tagen wurde mein veganes Herz beglückt durch den wunderbar besten Falafelladen in Tübingen (die Kichererbse), den Gummibärchenladen mit veganen Gummibärchen und tolle Mitbewohner und Freunde die super lecker kochen. 🙂

Mein veganes Außenseiterdasein kann auch wirklich Spaß machen… Es ist auf jeden Fall was besonderes und in der richtigen Umgebung fühlt man sich sehr abgefahren.

Wer weiß, vielleicht werd ich auch danach noch immer wieder vegane Zeiten einlegen….