BUNDjugend Baden-Württemberg  

Rückblick auf den Parlamentarischen Abend: Unsere Stadt der Zukunft

Nach mehreren Wochen intensiver Vorbereitung fand am 06.04.2022 unser Parlamentarischer Abend im Weltcafé in Stuttgart statt. Gemeinsam mit dem Projekt STADTräume des BUNDjugend-Bundesverbands hatten wir alle im Landtag vertretenen demokratischen Parteien eingeladen, sich mit uns über unsere Visionen für die Stadt der Zukunft auszutauschen.

Bei gutem Essen und vor allem guter Stimmung präsentierten wir Abgeordneten von den Grünen, der CDU und der SPD unsere Forderungen zu mehr und diverserer Stadtnatur, Inklusiver Mobilität und Partizipativer Stadtplanung. Unter Stadt verstanden wir dabei aber nicht nur Großstädte, sondern auch Kleinstädte und Dörfer.

Nach der Vorstellung unserer Kernforderungen tauschten wir unsere Standpunkte und Anliegen für unsere Vorstellung der sozial-ökologischen Stadt mit den Abgeordneten an Thementischen aus. Da alle Abgeordneten im Landtag in den passenden Ausschüssen zu unseren Themengebieten aktiv sind, gestaltete sich der Austausch als rege Diskussion, bei der alle Seiten neue Impulse mitnehmen konnten.

Unsere Forderungen auf einen Blick:

Inklusive Mobilität

Wir fordern autofreie Innenstädte bis 2030 und eine Mobilität, die Teilhabe für alle ermöglicht.

  • Um das Ziel autofreie Innenstädte schrittweise zu erreichen, fordern wir Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft auf, auf allen Ebenen sofort und konsequent, aber im Austausch mit besonders betroffenen Personengruppen, zu handeln.
  • Mobilität sollte als Teil der staatlichen Daseinsvorsoge für alle ermöglicht werden. Alle Menschen sollten schnell, sicher, entspannt und umweltfreundlich ihre Wege zurücklegen können. Im Straßenraum ist mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr sowie den Bus- und Stadtbahnverkehr auf Kosten der Flächen des Autoverkehrs zu schaffen. Hierfür sind entsprechende Haushaltsmittel bereitzustellen. Auf den Neubau von Straßen ist grundsätzlich zu verzichten. Der Autoverkehr sollte Schritt für Schritt reduziert werden.

Biodiversität und Stadtnatur

Wir fordern mehr Natur in der Stadt und die Ausschöpfung des Potenzials von Städten für Biodiversität.

  • Dazu braucht es naturnahes Grünflächenmanagement, die Umwandlung bestehender Flächen in Biotope und deren Vernetzung durch Grüne Infrastruktur.
  • Erforderlich ist außerdem eine Erhöhung von Finanzmitteln und deren verbesserte Zugänglichkeit. Zudem fordern wir konsequentere Kontrollen der Umsetzung von bestehenden Gesetzen und Verordnungen zum Thema Stadtnatur sowie neue Verordnungen und entsprechende Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.

Partizipative Stadtplanung, Wohnen & Bauen

Wir fordern ein gerechtes, soziales, vielfältiges und demokratisches Wohnen in Städten.

  • Direkte Partizipation beim Städtebau soll stärker vom Land gefördert werden. Wir fordern dazu auf, Fördermittel für Städtebau abhängig von solchen partizipativen Maßnahmen – wie zum Beispiel Bürger*innenräte – zu vergeben.
  • Baurechte sollen nach einem bedarfsorientierten Kriterienkatalog vergeben werden, der sowohl die Vielfalt und den Quartierscharakter als auch die Nachhaltigkeit und die soziale Gerechtigkeit eines Stadtviertels fördert. Dabei sollen Begegnungsräume und gemischte Viertel im Fokus stehen.
  • Das Land Baden-Württemberg muss sich dafür einsetzen, dass Wohnen bezahlbar wird und bleibt.

Einen Abend Politik erleben, Demokratie mitgestalten und für unsere sozial-ökologischen Werte einstehen: Das war der Parlamentarische Abend in Stuttgart, auf den wir gerne zurückschauen – und die Entwicklung der behandelten Themen in Zukunft genau beobachten werden! An dieser Stelle möchten wir den Abgeordneten für ihr Interesse an dem Austausch und ihr Engagement im Landtag danken und hoffen auf weitere konstruktive Diskussionen zur sozialen und grünen Stadt von morgen.

Kreativbeitrag „Ich stehe am Fenster“

Ich stehe am Fenster meines Zimmers und sehe mitten in die Stadt.
Gegenüber steht ein Haus, höher als meins.
Der Putz bröckelt leicht und so verliert das Haus langsam seine graue Farbe.

Ich öffne das Fenster und es ist nicht ruhig.
Ich höre Menschen eilen, Fahrräder klingeln und Autos hupen.
Tun sie es nicht, so höre ich die Räder rattern oder deren Motoren bummeln.

Ich rieche Teer und Abgase, also schließe ich das Fenster gehe.

Zwei Sommer später stehe ich am Fenster meines Zimmers und sehe mitten in die Stadt.
Gegenüber steht ein Haus, es ist höher als meins.
Seit dem Frühling treiben die Pflanzen an den Drahtseilen am Haus gegenüber aus.
Im Sommer wirkt es ein wenig als würde ich in eine Hecke blicken.

Ich öffne das Fenster und es ist nicht ruhig.
Ich höre Menschen reden, Autos rollen über grün durchwachsenes Pflaster,
Vögel singen, Fahrräder klingeln.

Ich rieche Blumen und frischen Wind.
Also schließe ich das Fenster und gehe nach draußen.

von Jannick Nessensohn