BUNDjugend Baden-Württemberg  

Rückblick auf die COP26 (Weltklimakonferenz) in Glasgow

Als Mitglied des AK Klima der BUNDjugend hat Leon Janas, BUNDjugend-Aktiver aus Freiburg, als „Oberserver“ (also „Beobachter“) an der UN-Klimakonferenz in Glasgow teilgenommen. Dies ist sein Rückblick:

Rückblick auf die COP26 (Weltklimakonferenz) in Glasgow vom 31.10.-12.11.2021

Eine Delegation des AK Klima der BUNDjugend reiste diesen Herbst zur Weltklimakonferenz nach Glasgow. Mit dem Zug ging es über Paris und London in die Stadt im schönen Schottland. Glasgow und das Vereinigte Königreich schmückten sich mit der Konferenz als wäre es ein besonderes Sportevent. Überall in der Stadt, und nicht nur dort, sondern sogar schon in London, war auf Werbetafeln der Slogan „The World is looking to you, COP26“ zu lesen, wahlweise unterstützt mit dramatischen Bildern oder dem offiziellen Logo der COP26. In Glasgow selbst erblickte man an jeder Straßenlaterne im Zentrum mindestens einen Werbebanner zum, wie es scheint, Event des Jahres. Die Klimakonferenz wurde vermarktet wie eine Olympiade, auf eine etwas skurrile Art und Weise. Ob dies der Brisanz der dort verhandelten Themen gerecht wird, ist fraglich.

Die „inklusivste COP aller Zeiten“?

Auf der Konferenz selbst dann tatsächlich zu sein und die Menschen vorbeilaufen zu sehen, die über die Zukunft des Planeten verhandeln, ist ein merkwürdiges Gefühl. Wir stehen in einer sterilen Messehalle inmitten von Glasgow und versuchen, uns zu orientieren. Das ist tatsächlich anfangs nicht ganz einfach, denn das Gelände ist sehr groß. Viele Räume sind uns als „Oberserver“ (zu deutsch: Beobachter*innen) gar nicht zugänglich. Einige der Verhandlungen sind öffentlich, andere nur zugänglich für die Menschen, die als Teil einer verhandelnden Delegation vor Ort sind. Bei manchen Veranstaltungen, bei denen es 700 Plätze gibt, sind nur 20 für die Beobachter*innen vorgesehen.

Diese COP hatte sich vorgenommen, die „inklusivste COP aller Zeiten“ zu werden, doch das ist leider ganz bestimmt nicht der Fall. Viele Orte sind nicht für alle akkreditierten Personen zugänglich, und durch die Corona-Pandemie ist es vielen Menschen gar nicht erst möglich, nach Glasgow zu reisen. Hat ein Land nicht genügend Impfstoff, ist es für Menschen aus diesen Staaten fast unmöglich, die Klimakonferenz zu besuchen. Diese globale Ungerechtigkeit kommt zu den ausschließenden Praktiken vor Ort noch hinzu. All das ist natürlich enttäuschend und macht uns wütend. Es geht um unsere Zukunft, doch mitreden können wir nicht. An einigen wenigen Stellen wird jungen Menschen eine Bühne geboten, diese Gelegenheiten sind allerdings eher rar.

Es überkommt uns ganz allgemein ein Gefühl der Machtlosigkeit. Wir sind an dem Ort, wo entscheidende Weichen gestellt werden, doch wir haben kaum die Möglichkeit, tatsächlich Einfluss zu nehmen. Zwischendurch sind wir daher emotional sehr am Boden. Doch zum Glück nur phasenweise.

Denn trotz all dem Frust ist es für uns eine riesige Chance und ein Privileg, bei der Klimakonferenz zu sein. Wir haben die Möglichkeit, mit Vertreter*innen der Presse zu sprechen und uns mit anderen jungen Menschen vor Ort auszutauschen. Wir verstehen die Zusammenhänge besser, um die es auf einer solchen Konferenz geht.

Die Delegation von Friends of the Earth Internationl auf der COP26.

Letzten Endes haben wir mit gemischten Gefühlen Glasgow verlassen. Einerseits sind wir enttäuscht von den Ergebnissen, andererseits war das Erlebnis, vor Ort dabei zu sein, sehr besonders und wir haben einige großartige Menschen kennenlernen dürfen.

Als Teil der Delegation des internationalen Netzwerkes „Friends of the Earth International“, in dem BUND und BUNDjugend Mitglied sind, waren wir bestens vernetzt, und konnten uns mit erfahrenen Klimaaktivist*innen aus aller Welt austauschen.

Was nehmen wir mit von dieser Klimakonferenz?

Vieles, das ist sicher. Wir alle haben nun ein besseres Verständnis für die Komplexität der dort ablaufenden Prozesse, wir verstehen, so bedauerlich diese Tatsache auch sein mag, warum es auf der internationalen Bühne so lange braucht, bis Ergebnisse vorliegen. Wir verstehen die inhaltlichen Schwerpunkte, die bei der COP verhandelt wurden. Außerdem haben wir direkt von Menschen aus dem globalen Süden gehört, wie ihre Communities schon heute von der Klimakrise betroffen sind.

Vieles werden wir erst im Nachhinein mit etwas mehr Abstand richtig einordnen können, doch wir sind uns mehr denn je der Tatsache bewusst, dass es global erhebliche Ungerechtigkeiten in Bezug auf die Klimakrise gibt. Ungerechtigkeiten, die wir hier in Deutschland mitverursacht haben. Wir haben eine Verantwortung, dieser Ungerechtigkeit als Gesellschaft ins Auge zu blicken und sie zu bekämpfen.

Festzuhalten bleibt unter diesem Gesichtspunkt, dass die Beschlüsse von Glasgow absolut unzureichend sind. Die Welt braucht jetzt direktes und wirksames Handeln, eine Antwort auf die sich anbahnende Klimakatastrophe. Die Beschlüsse von Glasgow sind keine ausreichende Antwort. Schon gar nicht im Bezug auf die global ungleich verteilte Verantwortung. Wir als Klimabewegung werden nicht aufhören, richtige Lösungen immer weiter und immer vehementer einzufordern. So lange, bis endlich Ergebnisse und Taten den vielen Worten und Versprechen folgen, die wir nun schon so lange hören.