BUNDjugend Baden-Württemberg  

Bericht von der „Wir haben es satt!“-Demo 2012

Vor dem Berliner Hauptbahnhof tummeln sich junge Leute in Hühnchenkostümen, als Gemüse verkleidet, mit weißen Malerkitteln und Gasmasken oder Kochschürzen. Der Wind zerrt an den Fahnen der BUNDjugend, die einige von ihnen tragen. Aus Baden-Württemberg, Bayern und dem restlichen Land sind sie angereist, um gemeinsam mit 23.000 anderen Leuten laut ihre Meinung zum Thema Agrarpolitik in Deutschland zu sagen. Denn so einiges läuft da gewaltig schief, wie die Parolen und Plakate auf dem Demozug zum Kanzleramt schon erahnen lassen. Von der BUNDjugend Baden-Württemberg aus sind wir am Freitag Abend in Stuttgart mit 46 Leuten losgefahren. Wir kamen morgens in Berlin an und wurden von der Bundes-BUNDjugend herzlich mit einem leckeren Frühstück im KuBIZ Raoul Wallenberg begrüßt. Gemeinsam sind wir zur Demo und waren von Anfang an dabei. Die „Wir haben es satt!“-Demo, die neben NABU, BDM (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter), Bioland, Demeter und vielen weiteren auch vom BUND mitgetragen wird, richtet sich direkt an die Bundesregierung und fordert das Ende der Spekulation mit Nahrungsmitteln, die Förderung von regionalem Futter sowie faire Bedingungen und Löhne für Bauern. „Gentechnik nicht auf meinem Teller“ und „Massentierhaltung beenden“ sind nur zwei der vielen Forderungen für eine bessere und gerechtere Landwirtschaft. Hinter dem Transparent mit der Aufschrift „Für eine faire und ökologische Landwirtschaft“ folgen die DemonstrantInnen der BUNDjugend aus ganz Deutschland unter dem Motto „Die BUNDjugend kocht!“. „Iss Tofu, du Würstchen“, fordert eins der Schilder, als Kritik am übermäßigen Fleischkonsum in Deutschland. „Öko, fair und regional – das ist unsre erste Wahl!“, klingt es aus dem Megafon. Und wie man am besten regional und saisonal kocht, zeigen unsere Flyer, auf denen leckere vegetarische Rezepte abgedruckt sind. Nachkochen erwünscht! Auf der großen Bühne im Regierungsviertel folgen dem Demozug Musik und Beiträge der verschiedensten RednerInnen. Es ist schweinekalt, aber trotzdem hören alle gebannt zu, jubeln, pfeifen und klatschen. „Es geht um die Systemfrage: Lassen wir es weiter zu, Tiere in Haltungssysteme zu zwingen, die ihnen Schmerzen und Leid zufügen?“, fragt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund. In seiner Rede betont er, dass nicht nur die Tiere unter der Intensivhaltung leiden, sondern auch Bauern und Bäuerinnen, ja sogar jedeR VerbraucherIn die Folgen zu spüren bekommt. „Wir müssen […] hin zu einer bäuerlichen und nachhaltigen Landwirtschaft“, bringt es Sarah Wiener, Köchin und Buchautorin, auf den Punkt. „Die Hälfte unserer Lebensmittel landet auf dem Müll“, klagt Valentin Thurn, Regisseur des Kinofilms „Taste the Waste“ und zieht den Hut vor Mülltaucherin Hanna, die sich zum Großteil von containertem Essen ernährt. Aus den „krummen Karotten“, die bei uns täglich im Müll landen, weil der Handel sie nicht will, ist die Protestsuppe zubereitet, die man während der Vorträge an einigen Ständen zu essen bekommt und die wenigstens von innen ein bisschen warm macht, während der eiskalte Regen langsam zu Schnee wird. Trotz des miserablen Wetters harren die DemonstrantInnen vor der Bühne aus und werden am Ende der Veranstaltung mit einem Auftritt der „Kleingeldprinzessin“ belohnt.„Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen – es geht um die ganze Bäckerei“, betont Dota Kehr eine ihrer Liedzeilen und meint, dass das ja ganz besonders zum Thema Agrarpolitik passt. Das Publikum jubelt und beim darauf folgenden Lied wird es uns trotz Wind und Regen beinahe warm vom Tanzen. Veranstaltungsleiter Georg Janssen ist zufrieden: „Wir haben es geschafft!“, jubelt er. Auch wir TeilnehmerInnen von der BUNDjugend sind zufrieden mit dem Ablauf der Demo, wie sich am Abend bei der Reflexion des Tages per Stimmungsbarometer zeigt. Danach ist noch viel Zeit, um junge engagierte Leute aus ganz Deutschland kennen zu lernen, zu quatschen, Musik zu machen oder Berlin zu erkunden. Wir Baden-WürttembergerInnen machen uns schließlich am Sonntagmorgen um 10 Uhr nach einer kurzen Nacht wieder auf den Rückweg. Trotz der Müdigkeit ist die Stimmung im Bus super. Und obwohl die lange Fahrt nicht immer bequem ist und man sich fragen könnte, ob es sich überhaupt lohnt, für einen Tag eine so weite Fahrt anzutreten, sind doch alle begeistert und wären beim nächsten Mal wieder mit dabei.

Juliane Sattler ist BUNDjugend Aktive

Bilder der Demo findest du unter: www.flickr.com/photos/bundjugend

Die aktuelle kriZ Ausgabe 1/2012 findest du zum Download hier.