Verabschiedung von Hiro, Gina & Jake aus dem Landesjugendvorstand
Bei der digitalen Mitgliederversammlung am 5.12.2020 hatten Marina und Lukas die schwierige Aufgaben, Hiro und Gina nach zwei Jahren und Jake nach sechs Jahren aus dem BUNDjugend-Vorstand zu verabschieden. Es saßen zwar alle alleine in ihren Zimmern vor ihren Rechnern und doch flossen zahlreiche Abschiedstränen. An dieser Stelle könnt ihr den Text nachlesen. Wer die handelnden Personen kennt, kann die Emotion, die auch im digitalen Raum spürbar war, ein bisschen nachempfinden.
Marina:
„Hiro, Gina,
also um ehrlich zu sein, finde ich das doof. Ich hatte eigentlich nicht vor, eure Verabschiedung zu machen. Vor allem, weil ich auch ein bisschen traurig darüber bin, dass ihr den Vorstand verlasst.
Hiro,
du bist im JAK-Orgateam so richtig aktiv geworden. Und hast den Prozess der Orga und auch den JAK selbst maßgeblich gestaltet und mit einem ziemlich klaren Kopf und ganz viel Herzblut begleitet. Ich weiß noch, wie wir mal überlegt haben, ob man den JAK für ein Jahr ausfallen lassen soll und du mit absoluter Überzeugung meintest: Nein, was ist denn mit den Menschen, die den JAK dieses Jahr brauchen! Damit war die ganze Debatte beendet.
Als du dann glücklicherweise in den Vorstand gegangen bist, warst du dann auch schon länger parallel zur BUNDjugend noch in anderen Kontexten aktiv und hast die Arbeit in der BUNDjugend auch mit der Bewegungsarbeit verglichen und konntest dadurch sehr fundiert und, wie ich meine, auch sehr gut pointierte Kritik an Abläufen üben. Dafür können wir dir sehr dankbar sein. Und ich weiß, dass das nicht immer ganz einfach für dich war, aber ich hoffe, dass dir die Arbeit in der BUNDjugend eine gute Basis gegeben hat, auf der du auch weiterhin aufbauen kannst. Und wir würden uns auch alle freuen, wenn du aktiv bleibst.
Gina,
dass du dabei bleibst, hast du uns ja schon versprochen. Und das macht das Ganze hier auch ein bisschen einfacher. Ich fände es wirklich unglaublich schade, wenn wir deine ganze Begeisterung verlieren würden. Ich finde einfach, dass man sich freut, wenn man dich sieht und die BUNDjugend hat extrem von deiner Energie profitiert. Und auch von deiner Beharrlichkeit auf Dinge zu bestehen, wenn sie sein müssen. Und auch von deiner absolut offenen Art, wenn etwas nicht läuft oder unfair läuft. So, wie wenn man uns ne halbe Stunde lang als Fotomotive rumstehen lässt, nachdem man uns ne andere halbe Stunde hat warten lassen, einfach nur, weil man nicht so alt aussehen möchte auf irgendwelchen Fotos. Ich weiß nicht, ob deine Reaktion gegenüber dem BUND an der Stelle in einem klassischen Sinne klug war, aber ich fand sie auf jeden Fall richtig.
Gina,
weil du dich auch für das Naturtagebuch so hast begeistern können bekommst du zum Abschied aus dem Vorstand ein Abo von Manfred Mistkäfer geschenkt. Und ein wunderschönes Kinderbuch auf Ladis Empfehlung, sowie einen Kosmos-Pflanzenführer. Wir haben einfach überlegt, was du als angehende Naturpädagogin so brauchen kannst.
Hiro,
du bekommst irgendwas mit Glitzer und Weihnachten zum Basteln. Und wenn wir es gerade von Glitzer haben: Könntest du uns eine Glitzerrakete zum Abschluss anleiten?“
[Es folgt eine digitale Glitzerrakete…]
Lukas:
„Lieber Jake,
nun ist es soweit und wir stehen vor der Aufgabe, dich würdig aus dem BUNDjugend-Vorstand zu verabschieden. Und irgendwie wissen wir gar nicht so recht, wie das überhaupt gehen soll. Es gibt niemand, der in den letzten Jahren in der BUNDjugend an allen Ecken und Enden so präsent war, auf so vielen Baustellen unterwegs war und so viele Nachtschichten geschoben hat wie du. Damit wir einen Jahreshaushalt haben, damit bei jedem Treffen alle morgens immer Kaffee haben, damit am Ende alles doch irgendwie immer noch klappt, obwohl es zwischendurch schon gar nicht mehr so aussah. Du warst in den letzten Jahren eine Naturkonstante in der BUNDjugend und jetzt soll man dich verabschieden (kleine Randbemerkung: Reiners Tochter Ida konnte sich gar nicht vorstellen, wie die BUNDjugend ohne dich aussehen soll) – und dann das. Scheiß Corona und wir sitzen alle allein vor unseren Rechnern und müssen dich verabschieden, während du allein vor deinem Rechner sitzt. Das ist eine Unverschämtheit von Timing und wir sind nicht bereit, das so hinzunehmen – aber dazu später.
Vorher müssen wir erstmal erzählen, wofür du hier alles verantwortlich bist und wie es kommt, dass sich Geschäftsführerkinder und Ex-Vorstandskolleg*innen kaum vorstellen können, wie die BUNDjugend ohne dich aussehen soll. Angefangen hat alles in Waldshut, wo du Legenden zufolge aufgrund eines „Atomkraft? Nein Danke“-Buttons auf deinem Mäppchen zur lokalen BUNDjugend-Gruppe eingeladen wurdest. Die Einladung nahmst du dankend an und warst fortan fester Bestandteil der Waldshuter Jugendgruppe. Parallel bist du 2014 in den Landesvorstand gewählt worden und durftest dir dort bei ungefähr jedem Treffen von mir die Frage anhören, wann du am Morgen losgefahren bist und ungefähr bei jeder deiner Antworten ist mir die Kinnlade heruntergefallen, weil ich gar nicht wusste, dass man so früh schon wach sein kann (zur Info für alle, die Waldshut nicht kennen: es ist weit weg, geografisch ungünstig gelegen und schlecht angebunden. Man fährt quasi überall sehr lange hin).“
Marina: „Du bist dann irgendwann zum Studieren nach Reutlingen gezogen, auch weil es dort eine BUNDjugend Gruppe gab. Zumindest erzählst du das so und ich finde es einen ziemlich einzigartigen Grund für den Studienortwahl. Nicht nur in Waldhut und auf Landesebene hast du viel bewegt, sondern auch in dieser Stadt, die ihre Daseinsberechtigung daraus zu ziehen scheint, dass sie zwischen Stuttgart und Tübingen liegt. Und du hast diese Ebenen auch miteinander verbunden. Die Wanderausstellung zur Mobilität, die du auf Landesebene mit entwickelt hast, hast du in Reutlingen umgesetzt. Und bist ganz nebenbei zum absoluten Experten zur Mobilität in Baden-Württemberg geworden. Ich weiß gar nicht, wie oft ich nicht auf den Fahrplan geschaut habe, sondern einfach dich gefragt habe, wann der nächste Zug fährt. Die ganze Zeit über warst du im BUNDjugend-Vorstand, irgendwann dann auch im BUND Neckar-Alb im Regionalvorstand und dann für den Regionalverband im Landesvorstand vom BUND, du hast jahrelang die Finanzen der BUNDjugend durchdrungen wie sicher kein Ehrenamtlicher vor dir das je getan hat, hast Hände von Ministern und Ministerpräsidenten geschüttelt, die Naturschutztage hundertmal besser gemacht für alle Leute, die sich kein Hotel leisten können, im BUND-Vorstand und auf LDVs gemeinsam mit anderen dafür gesorgt, dass die BUNDjugend heute ca. doppelt so viel hauptamtliches Personal hat wie als du angefangen hast, Aktionstage und Mitmachtreffen organisiert, grob überschlagen an 70 BUNDjugend-Vorstandssitzungen und Klausuren teilgenommen und während wir das hier aufzählen, haben wir mindestens nochmal so viele Sachen absichtlich nicht erwähnt und mutmaßlich nochmal so viele Sachen einfach vergessen oder nicht mitbekommen.“
Lukas: „Das ist alles eindrucksvoll, aber es ist nur eine Seite von dem, warum man dich bei der BUNDjugend so vermissen wird. Die andere Seite ist, dass du einfach ein sehr fürsorglicher Mensch und eine sehr treue Seele bist. Du hast unzähligen Leuten eine Freude gemacht durch deine Begeisterung fürs Früh-Aufstehen und Frühstück machen und du warst in deiner Zeit bei der BUNDjugend mir und Marina und vielen, vielen anderen mehr vor allem ein guter und verlässlicher Freund. Man konnte mit dir bis spät in die Nacht Pläne schmieden, sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man mit den vielen Schwierigkeiten umgeht, die sich halt so ergeben, wenn man versucht, politische Arbeit zu machen – und man konnte mit dir auch einfach am Lagerfeuer oder bei einem Spieleabend da sein und unsere gemeinsame Zeit genießen. Ich bin mir sicher, dass du das alles vermissen wirst, genauso wie ich das immer wieder vermisse, seit du vor einem Jahr eine Abschiedsrede für mich gehalten hast und ich bin mir sicher, viele in der BUNDjugend werden dich vor allem auch dabei sehr vermissen.
Ich wünsche dir, dass du jetzt, wo du das Kapitel BUNDjugend-Vorstand zuschlägst, coole neue Herausforderungen und viele neue Freund*innen in anderen Kontexten finden wirst – und dass die Freundschaften, die zwischen uns entstanden sind und zwischen dir und vielen anderen BUNDjugend-Aktiven (und damit meine ich Mitarbeitende an der Stelle auch) noch lange halten.
Es bleibt an der Stelle aber der schale Geschmack, dass dieser Abschied total unangemessen ist. Eigentlich müssten wir jetzt irgendwo zusammensitzen und uns gleich tränenreich in den Armen liegen und dann den Rest des Abends damit verbringen, in Nostalgie zu schwelgen und Wein zu trinken. Das geht heute alles nicht und deswegen möchten wir dir zum Abschied vor allem schenken, dass wir das nächsten Sommer nachholen. Wir laden die ganzen vielen Leute, die dir in deiner Zeit bei der BUNDjugend wichtig waren und denen du hier wichtig warst, nach Kolbingen ein und feiern dort ein Wochenende lang deine Zeit bei der BUNDjugend. Wie das genau abläuft, kannst du zum Teil dem Gutschein entnehmen, den wir dir dafür gebastelt haben und der bei dir angekommen sein sollte und zum anderen Teil haben Marina und ich uns schon Gedanken gemacht, wie das aussehen könnte und das besprechen wir bei einem Zoom-Bier in nächster Zeit noch in Ruhe.
Und weil wir uns jetzt nicht einfach alle umarmen und ein bisschen weinen können, gibt es jetzt einen Bildschirm-Applaus für dich, für die tolle Zeit, die wir gemeinsam mit dir in der BUNDjugend hatten.“
[Es folgen Applaus, Tränen und viele gute Wünsche…]